Monatsarchiv: August 2008

Muße

Kann Mensch immer gebrauchen. Folgendes Zitat an der Wand vor meiner Nase hilft mir ein wenig dabei:

Ich habe keine Zeit, mich zu beeilen.

[Igor Strawinski]

schönes Wochenende !

Buchbesitzästhetik

Ein Post für die Kategorie „kindliche Freude an schönen Oberflächen“, um nicht zu sagen „Oberflächenästhetik“.  Heute: ex libris-Stempel.  Völlig unnötige Besitzmarkierungen für Angeber, mögen die Einen sagen. Bücher kommen und gehen, je weniger Spuren sie dann aufweisen, umso besser. Oder: sie kommen und bleiben, füllen schmucke Paschen-Regalwände und flößen dem affinen Beobachter Respekt oder Freude ein.

Bei mir ist es letzteres, was vor allem damit zusammenhängt, dass in Büchern soviel Sinnvolles, Schönes und Unterhaltsames zu finden sein kann. Außerdem hat es einen gewissen Charme, wenn, wie mir vor Jahren begegnet, der Buchbestand einer Unibibliothek mit den Beständen ehemaliger Professoren bestückt ist, die sich post mortem mit stilisiertem Konterfrei-Stempel der Nachwelt empfehlen. Eine nette Momentaufnahme und ein Stück Geschichte. Nicht weniger charmant ist es, bei gebrauchten Büchern eine ganze Armada von Einträgen und ex-libris Stempeln vorzufinden, auch hier die Möglichkeit interpretierter Geschichte: wer hat wohl was aus dem betreffenden Buch mitgenommen ?

Spuren legen, folgen und interpretieren ist es also, was mir daran gefällt (was mich auch beim Bloggen motiviert), mehr als nur Anstreichungen in Büchern vorzufinden. Wenn die Einträge dann auch noch aus kryptischen Unterschriften bestehen, ist die Momentinterpretationsrätselfreude garantiert. Daher gehe ich mit gutem Beispiel voran (innerhalb des sehr speziellen Mikrokosmos´ einer solcher Wahrnehmung 🙂  ) und teile ein Beispiel (der Stempel kommt aus dem Hause Moses-Verlag):

Schönen Tag !

Kinder in lustig

Bin ja bislang kein übermäßiger Fan dieses menschlichen Entwicklungsstadiums, aber diese Präsentation hat mein Herz für ein paar Momente schön erwärmt 🙂  – wirkt bestimmt nach ! Mein Fave: der Chiller auf Slide Nr. 18.

Der Rookie und der Routinier

Als taufrischer Studienreferendar widmet man den anfänglichen Löwenanteil der Schulzeit bekanntlich dem Hospitieren. Dabei sitzt man zunächst im Kollegium auf der Lauer, lässt sich Kolleginnen und Kollegen mit Namen und Fächerkombi zeigen, wanzt sich an diese dann heran wie Signal-Vertreter an Beamte auf Probe und füllt mit Glück einen Stundenplan. In der Folgezeit wird dann Unterricht angeschaut und mit gefährlichem Halbwisen (me 🙂 ) Lehrkräfte, Leistungsniveau der Schülerschaft und andere Facetten des Unterrichtsgeschehens evaluiert. Zwei nette -ich mochte den Kontrast- Besuche erlebte ich jüngst:

Der Rookie ist seit einem Jahr im Amt (Referendar) und zündet ein Feuerwerk an Methoden. An alles ist gedacht, ein Rädchen greift ins nächste, der rote Faden ist nicht nur sichtbar, nein, er GLÜHT vor unseren Augen. Die Schüler sind begeistert, beidseitige Sympathie ist spürbar (neues Schuljahr, neue Klasse) und die gesteckten Arbeitsziele werden spielend generiert. Und wir, die beiden Hospitanten (oder auch „Extremrookies“) sind begeistert. Sehr cool. Vollgeschriebene Zettel mit Inspirationen in den Händen huldigen wir am Ende der Doppelstunde dem Meister. Mal sehen ob wir in einem Jahr auch so drauf sein können.

Szenenwechsel. Unterwegs mit dem Routinier. 30 Jahre im Job, noch ein paar to go. Souveränität und Nonchalance scheinen aus jeder Pore zu strömen. Der Eindruck täuscht nicht. Sehr lässige Präsenz im Klassenraum, wohldosierte Strenge und Süffisance gegenüber den Lernenden, eine 13. Klasse, die das wegsteckt. Man kennt und schätzt sich. Mehr oder weniger.  Inhaltlich: didaktische Oldschool. Bucharbeit, Frontalunterricht und große Redeanteile seitens der Lehrkraft. Die wohl anstrengenste und auch anspruchvollste Form Unterricht zu gestalten, paradigmatisch für Materienkenner und Erfahrene, da Stehgreifmonologe die Abrufbarkeit der gesamten Thematik voraussetzen. Auch hier werden Lernziele erreicht, auch hier ist beidseitige Sympathie präsent, auch hier Zufriedenheit auf beiden Seiten. Mal sehen, ob ich mein Siebgehirn in 29 Jahren geflickt haben werde.

Ergo: zwei Pole, drei Dekaden und eine unablässige Entwicklung in between ? dount ju warri! , wie es unlängst auf diesen Seiten mal hieß. Und das ist auch meine Direktive. Alles andere wäre nach vier Tagen auch mal dezent lächerlich.

gelungener Reportage-Auftakt

…gefunden in der heutigen Ausgabe der Frankfurter Rundschau. Ergibt sich hauptsächlich aus der kongenialen Darstellung eines gewitzten Auftritts des Sportdirektors vom HSV. Aber lies selbst:

In diesem Moment der Enge hielt Dietmar Beiersdorfer die Zeit für gekommen, seinen Fundus an klassischer Bildung zu öffnen. Der Sportdirektor des Hamburger SV stand hinter dem Tribünchen des Ingolstädter Fußballstadions. Eine Traube an Reportern hatte ihn an einem Baugerüst eingekreist und stellte allerhand Fragen zu Themen, über die zu sprechen Beiersdorfer überhaupt keine Lust hatte. Nun sollte er sagen, was man denn Positives für die nun anstehende Prüfung, die Bundesligaeröffnung beim FC Bayern am kommenden Freitag, mitnehmen könne. Jeder wusste, dass es nicht viel mitzunehmen gab aus diesem mühseligen 3:1 des HSV in der ersten DFB-Pokalrunde beim FC Ingolstadt 04.

Beiersdorfer befreite sich mit einem lateinischen Aphorismus: „Ut desint vires tamen est laudanda voluntas“. Mit einem überlegenen Schmunzeln schob der studierte Betriebswirt Beiersdorfer die Übersetzung gleich hinterher: „Auch wenn die Kräfte fehlen, so ist doch der Wille zu loben“. Er meinte den Willen, den die Spieler des HSV aufgebracht hatten, um die Partie nach einer desolaten ersten Hälfte und dem 0:1 zur Pause  […]

Schön gesagt und schön kolportiert 🙂 , zum Artikel gehts hier lang: Das lästige Thema van der Vaart

dfn

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Wer nur sieht, was ist, und nur bewertet, was er kennt, verliert auch nicht den Kopf.

Jean-Jaques Rousseau

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